Behinderten-Sport-Gemeinschaft Dülmen e. V. 1960 – 2024
Die Historie
Im Frühjahr 1960 trafen sich einige kriegsversehrte Männer im Kolpinghaus Dülmen, um eine Sportgruppe zu gründen. Bei diesen Personen handelte es sich um
- Hans König
- Otto Kirschner
- Josef Kück
- Heinrich Klausdeinken
- Josef Börger
- Willi Heuersen
- Bernhard Michel
- Paul Steven
- Ernst Werner
- Hans Freitag
- Walter Merschmöller
- Franz Schlief
Zu ihrem Sprecher ernannte die Gruppe Otto Kirschner.
Am 09. Dezember 1960 fand die erste ordentliche Vorstandswahl statt. Otto Kirschner wurde zum 1. Vorsitzenden der Versehrtensportgruppe (VSG) Dülmen gewählt. Schriftführer wurde Willi Heuersen, als Kassierer fungierte Walter Merschmöller. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1 Frau und 22 Männer Mitglieder der VSG Dülmen.
Als erste Vereinsärzte wurden
- Herr Dr. Wienecke (zum 09.12.60) und
- Herr Dr. Franz-Josef Bremer (ab 01.04.61)
vom Versorgungsamt Münster bestätigt.
Die ersten Übungsleiter bzw. Sportwarte in der VSG Dülmen waren
- Heinrich Klausdeinken und
- Walter Merschmöller.
Seit dem Frühjahr 1960 fand freitags von 19.30 – 21.00 Uhr ein loser Sportbetrieb in der Turnhalle des CBG statt. Im Januar 1961 wurde im Hallenbad von Recklinghausen erstmals das Schwimmen für Versehrte und Schwerbeschädigte angeboten. Beides wurde von den kriegs- und zivilgeschädigten Menschen Dülmens sehr gut angenommen.
Am 09. Februar 1961 kam endlich die langersehnte schriftliche Bestätigung vom Versorgungsamt Münster, Az. V1 – 656 – 61 – 4155:
Die VSG Dülmen wurde gemäß Ziffer 3 der Richtlinien zur Durchführung des Versehrtensports und § 11a des Bundesversorgungsgesetzes mit Datum vom 07. Dezember 1960 als offizielle Versehrtensportgruppe anerkannt. Die rückwirkende Anerkennung wurde ausgesprochen, weil die mündliche Bestätigung der Anerkennung bereits zu diesem Zeitpunkt telefonisch mitgeteilt worden war.
Am 19. Mai 1961 wurden in der Zeit von 19.30 – 21.00 Uhr unter der Leitung der o. g. Übungsleiter erstmals gymnastische Übungen in der städtischen Turnhalle des Gymnasiums durchgeführt. Dazu gesellten sich nach und nach die Sportgruppen Tischtennis, Faustball und Sitzball. Letztere wurde eigens für die Beinamputierten eingerichtet, um auch sie in den Sportbetrieb einbinden zu können. Das Versorgungsamt stellte spezielle Sitzballhosen zur Verfügung, mit denen auch an Turnieren auf Bezirksebene teilgenommen werden konnte.
Im Januar 1962 trat Otto Kirschner als 1. Vorsitzender zurück. Sein Nachfolger wurde Otto Kribahle.
Am 28. Mai 1963 wurde die VSG unter der Nr. VR – 64 in das Vereinsregister der Stadt Dülmen eingetragen und die erste Vereinssatzung wurde genehmigt.
Am 24. Juni 1963 folgte die Gründung der ersten Kinder- und Jugendgruppe unter der Leitung der Sportlehrerin Martha Löhning. Zeitgleich wurde auch eine Schwerstbehindertengruppe für Kinder und Jugendliche gegründet. Diese fand ihre erste Heimat in einem Kellerraum der Paul-Gerhardt-Schule, der mit Spenden aus der Bevölkerung zum Übungsraum umgerüstet wurde. Diese Gruppe wurde von einer Krankengymnastin geleitet.
Nach rund dreijähriger Nutzung des Hallenbades Recklinghausen konnten sich die Schwimmer der VSG auf kürzere Fahrzeiten freuen. Am 25. April 1964 wurde das neue Dülmener Hallenbad am Hüttendyk der Allgemeinheit übergeben. Somit konnte schon am 28. April 1964 der Übungsbetrieb durch die VSG aufgenommen werden. Die ersten Schwimmstunden fanden dienstags von 17.00 – 18.00 Uhr für Kinder und Jugendliche sowie von 20.00 – 22.00 Uhr für Erwachsene statt. Als regelmäßige Gäste konnte die VSG Dülmen Mitglieder der VSG’en aus Buldern, Haltern und Coesfeld begrüßen, darunter auch drei kriegsblinde Sportler.
In der Jahreshauptversammlung im Jahre 1967 wurde die Umbenennung der VSG Dülmen beschlossen. Am 20. Februar 1968 wurde die VSG im Vereinsregister der Stadt Dülmen antragsgemäß in Behinderten – Sport – Gemeinschaft (BSG) Dülmen e. V. umbenannt und bekam die neue Vereinsnummer VR – 106.
Die BSG Dülmen hatte nicht unerheblichen Anteil daran, dass am 10. September 1968 die „Aktion Dülmener Sorgenkinder“ gegründet wurde. Motto dieser Organisation war: „Eine ganze Stadt hilft behinderten Kindern und Jugendlichen.“ Gründungsmitglieder waren:
• August Deckenhoff, Bankdirektor,
• Otto Kribahle, 1. Vorsitzender der BSG Dülmen,
• Herr Jankwitz,
• Herr Graf,
• Frau Schriewer,
• Herr Deipenbrock.
Um die hohen Ziele des Behindertensports in Dülmen finanzieren zu können, wurden in vielen Gaststätten Spardosen aufgestellt, die von den Bürgern eifrig gefüllt wurden. Zudem fand einmal jährlich an einem Samstag ein großer Flohmarkt auf dem Dülmener Marktplatz statt, wobei u. a. ein gestifteter Ochse am Spieß gebraten und zugunsten der BSG verkauft wurde. Auch aus dem Erlös des Weihnachtskonzertes der Stadtkapelle und von der Theatergruppe der Landjugend erhielt die BSG über Jahre großzügige Spenden.
1974 erfolgte die Gründung der therapeutischen Reitgruppen. Das hierfür benötigte Pferd wurde aus Spendenmitteln gekauft und erhielt den Namen „Wodka“. Futter, Stellplatz und Tierarztkosten übernahm der Reiterverein Dülmen. Als therapeutische Reitlehrerin fungierte Hella Schwer. Als die Reitgruppen 1993 aus Kostengründen wieder aufgelöst werden mussten, wurde „Wodka“ dem Reiterverein überlassen, wo er weiterhin in der Kinder- und Jugendarbeit Verwendung fand.
Inzwischen wechselte die BSG in die Turnhalle der Marienschule, da die alte Halle des CBG abgerissen werden musste. Auch die neue Overberg – Turnhalle wurde genutzt – hier wurde eine Schwerstbehindertengruppe etabliert, welche die Dipl.-Sportlehrerin Lisa Boch leitete.
Auf Initiative von Dr. Hans Böck wurde im Jahre 1982 eine Herzsportgruppe gegründet. Ihr erster Übungsleiter war der Dipl.-Sportlehrer Martin Bruns.
Das 25-jährige Bestehen der BSG Dülmen feierten wir am 14. Juni 1985.
Da das Hallenbad am Hüttendyk mittlerweile nicht mehr alle Schwimmsportler der BSG aufnehmen konnte, fuhren wir zweimal, später dreimal wöchentlich mit angemieteten Bussen zum Solebad nach Werne. Für die Schwerstbehinderten und die Schlaganfallpatienten wurde das Therapiezentrum des AK-Stift Karthaus stundenweise angemietet. Diese Gruppe wechselte später in das Therapiezentrum des Franz-Hospital Dülmen.
Am 23. April 1994 trat nach 32 Amtsjahren der 1. Vorsitzende Otto Kribahle zurück. Zu seinem Nachfolger wurde Heinz Langener gewählt, der den Verein auch heute noch anführt. Das jahrzehntelange Engagement von Otto Kribahle wurde einstimmig mit dem erstmalig vergebenen Ehrenvorsitz gewürdigt. Die Anzahl der Mitglieder betrug zu diesem Zeitpunkt schon 522 Personen.
Nach 24 Jahren bekamen die Dülmener Bürger am 11. Juni 1998 ihr neues Hallenbad, genannt „düb“, mit einem Sole-, Innen- und – Außenbecken. Folge für die BSG Dülmen war die Ausweitung des Reha – Sports im Schwimmbereich, die Fahrten nach Werne hingegen konnten nach und nach ganz eingestellt werden.
Am 31. Dezember 1999 betrug der Mitgliederstand der BSG Dülmen 1.068 Personen, die in 53 Sportgruppen aktiv waren.
Das 40-jährige Bestehen der BSG Dülmen wurde mit einem großen Festakt am 14. August 2000 gefeiert.
Da der Reha – Sport weiter boomte, zusätzliche Hallenstunden aber nicht mehr zu bekommen waren, folgte der Vorstand den Ermutigungen des damaligen Stadtdirektors Heinrich Schenk, über den Bau einer eigenen Sporthalle nachzudenken. Angetrieben vom Engagement ihres Vorsitzenden Heinz Langener vollzog die BSG Dülmen schließlich am 01.10.2002 den „ersten Spatenstich“ zum Bau der neuen Halle an der August – Schlüter – Straße.
Ein Meilenstein der bisherigen Vereinsgeschichte war die Einweihung der vereinseigenen Sporthalle am 12. September 2003. Dieses Schmuckkästchen verschaffte dem Verein die größtmögliche Unabhängigkeit bei der Organisation des breitgefächerten Sportangebotes für behinderte und nichtbehinderte Sportler. Nach rund 11 Monaten Bauzeit wurde auf 840 m² Grundfläche eine Sporthalle in Niedrigenergiebauweise errichtet. Die Kosten beliefen sich auf 1,37 Mio. €. Die Halle bietet eine Fläche von 15 m x 27 m (405 m²), die mittels eines Trennvorhangs in zwei Hallenbereiche unterteilt werden kann. Zudem wurde ein Therapie- und Gymnastikraum (61 m²) eingerichtet. Behindertengerechte Umkleiden und Nasszellen, ein Technikraum, weitere Nebenräume für Material u. s. w., ein Raum für die Geschäftsführung, sowie großzügige Parkflächen vor der Halle komplettieren das Angebot. (siehe Galerie Bau und Einweihung der BSG – Halle i. J. 2002)
Am 24.02.2008 trat Heinz Langener nach 14 Jahren aus gesundheitlichen Gründen als Vorsitzender zurück. Der „Vater der BSG – Halle“ wurde von den Mitgliedern einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter, Ernst Hauff.
Mittlerweile musste auf Grund wachsender Anforderungen an die Vereine die Vorstandsarbeit umgestellt werden. Die Finanzplanung der BSG erfolgt seit 2009 mittels Budgetierung, der Vorstand setzt sich klare Ziele für das jeweils kommende Jahr und hat mittlerweile drei fest angestellte Mitarbeiter für den sportlichen und den administrativen Bereich. Auch die steuerlichen Aspekte werden analog zu Wirtschaftsunternehmen betrachtet.
„Ein halbes Jahrhundert BSG“ war der Anlass einer großartigen Feier in der BSG-Halle am 31.10.2010. Unter Beteiligung von Kommunalpolitik, Verbandsvertretern, Presse, Freunden und natürlich Mitgliedern feierten die BSG’ler ein rauschendes Fest zum 50. Geburtstag ihres Vereins.